Soll stets auf die neuste Ubuntu-Version aktualisiert werden? Soll ich meinen why!-Computer mit Ubuntu 16.04 sofort auf 18.04 upgraden? Diese Fragen werden immer wieder gestellt, sollten aber - typisch Informatik - mit wenn-dann beantwortet werden.

Niveau: Einsteiger

Einführung zu Ubuntu-Versionen

Wer diese Info nicht braucht, springt direkt zu den Empfehlungen im nächsten Kapitel.

Erste Einschätzung: Ein Upgrade eines jeden Betriebssystem kann zu Problemen führen oder kann aufwendig sein. Was immer gilt, gilt auch für Ubuntu: nicht zwingende Systemeingriffe inklusive Upgrades minimieren, ausser man scheut den Aufwand nicht oder will die stets neusten Features ausprobieren. Jedoch sollen Sicherheitsaktualisierungen immer gemacht werden. Diese haben nicht direkt mit Upgrades auf neuere Betriebssystem-Versionen zu tun, ausser wenn es um nicht mehr unterstützte Betriebssystem-Versionen geht. Bei Windows wäre also der weitere Einsatz von Rechnern mit Windows XP tabu (aber es könnte auf alten Rechnern noch ein Linux installiert werden), bei Ubuntu nicht mehr unterstützte Ubuntu STS (Short Term Support).

Für durchschnittliche Anwenderinnen und Anwender sind die Ubuntu LTS (Long Term Support), also lange unterstützte Versionen, vorteilhaft. Diese kommen alle zwei Jahre heraus und zwar 2014, 2016, 2018 usw., jeweils im April. Die Versions-Nu­me­rie­rung bei Ubuntu ist JJ.MM (Jahr.Monat), also für Ubuntu LTS 14.04, 16.04, 18.04 usw. Der Unterstützungszeitraum für Ubuntu LTS beträgt 5 Jahre, danach muss ein Upgrade durchgeführt werden.

Bei Ubuntu gibt es aber alle sechs Monate eine neue Version. Fallen sie nicht mit der eben beschriebenen LTS-Version zusammen (April 2016, April 2018 usw.), sind es Ubuntu STS (Short Term Support, inoffizielle Bezeichnung), die maximal 9 Monate mit Sicherheitskorrekturen versorgt werden. Das zeigt schon: nach neun Monaten muss dann wieder auf die nächste Version upgegraded werden. Die Versions-Nu­me­rie­rung aller Versionen ist also beispielsweise 16.04, 16.10, 17.04, 17.10, 18.04 usw., nicht etwa 16.4 oder 18.4 (was auf ein ganz anderes Numerierungsschema hindeuten würde), es gibt ja auch kein Ubuntu 16.5 oder 18.7.

Schliesslich gibt es noch die “Übernamen” für jede Ubuntu-Version. Es sind dies Codenamen, welche aus Tiernamen und einer Eigenschaft bestehen, also beispielsweise Bionic Beaver für Ubuntu 18.04.

Empfehlung für durchschnittliche Anwenderinnen

Natürlich gibt es unterschiedliche Meinungen, aber so kann man vorgehen:

  • Vor Systemeingriffen, dazu gehören Aktualisierungen und besonders Upgrades, ist eine vollständige Datensicherung ein Muss. Ausnahmslos.
  • Sicherheits- und allgemeine Aktualisierungen haben Priorität und werden immer regelmässig durchgeführt. Das sind nicht Upgrades, sondern bei jedem guten Betriebssystem ständig (täglich) erscheinende Fehler- und sicherheitsrelevante Korrekturen.
  • Stets die Ubuntu-LTS-Versionen einsetzen.
  • Alle zwei Jahre stets von einer Ubuntu-LTS-Version zur nächsten aktualisieren, also von 14.04 zu 16.04, nach zwei Jahren zu 18.04, auch wenn man wegen des Unterstützungszeitraums von fünf Jahren eigentlich jeweils eine LTS überspringen könnte. (Bei STS könnte nur auf die nächste Halbjahres-Folgeversion aktualisiert werden.)
  • Für das Upgrade der Ubuntu-LTS-Version, die zweijährlich immer im April erscheint (April 2016, April 2018 usw.) kann/soll bis zum sogenannten Point-Release ca. im August zugewartet werden.
  • Ein Upgrade über das Internet (siehe unten) dürfte für viele am einfachsten sein.
  • Jedes Upgrade eines jeden, heutigen Betriebssystems sollte problemlos verlaufen. Das heisst aber, es kann etwas schief gehen. Trotzdem, Ruhe bewahren, Lösungen suchen oder um konkrete Hilfe in einem Forum wie swisslinux.org bitten. Immerhin haben wir eine Datensicherung (siehe erster Punkt!) und das Problem lässt sich quasi immer lösen.

Gemäss Release Notes für Ubuntu 18.04 (LTS) wird die neue Langzeitversion LTS (also 18.04) bei bestehenden Ubuntu-16.04-Installationen erst mit dem Point-Release 18.04.1, also voraussichtlich Ende Juli 2018, angezeigt. Point-Releases enthalten aufgelaufene Sicherheitsaktualisierungen und Fehlerbehebungen. Wenn man aber LTS sofort nach Veröffentlichung (alle zwei Jahre im April, beispielsweise April 2018) installiert hat und die Sicherheitsaktualisierungen und Fehlerbehebungen stets installiert, ist man bei Erscheinen eines Point Releases gleichauf.

Das offizielle, englischsprachige Ubuntu-Wiki zeigt eine Übersicht über die noch unterstützten Releases (Versionen) und die EOL-Daten (End of Life, Produkt-Lebensende).

Von CD/DVD, USB-Stick oder online aktualisieren?

Ob man mit DVD, heute gleichwertig meist mit USB-Stick, oder direkt übers Internet upgraded, ist Ansichtssache. Personen, die sich sicher fühlen und gute Informatik-Kenntnisse haben, befürworten eher eine vollständige, saubere Neuinstallation per USB-Stick. Das heisst, man muss sich das Erstellen des Installationsmediums (USB oder DVD-Speichermedium) mit einem Programm wie Startmedienersteller (Startup Disk Creator) und die eigentliche Installation zutrauen. Ein Live-USB-Flashspeicher-Stick kann dann auch gleich für eine definitve Installation verwendet werden.

Für viele durchschnittliche User dürfte ein Upgrade übers Internet am einfachsten und relativ problemlos sein. Hat man Fremdpakete installiert, können Probleme entstehen, also Fremdpaketquellen zuerst entfernen. Wer Fremdpakete nicht kennt oder nicht installiert, ist (hoffentlich) nicht betroffen. Das Upgrade beginnt man mit einem Klick auf Aktualisieren. Das System wird untersucht und vorbereitet und schliesslich upgegradet und aufgeräumt, was eine Weile dauern kann. Man kann den angezeigten Dialogen folgen, wie die Muster-Anleitung zum Upgrade Ubuntu Trusty auf Xenial beschreibt.

In beiden Fällen bleiben die Daten des zu aktualisierenden Systems erhalten, wenn man es richtig macht.

Informationen zu Neuerungen

Damit man von den Neuerungen nicht überrascht wird, kann es helfen, wenn man Tests oder Berichte über Neuerungen etwas studiert, beispielsweise Infos aus Fachmagazinen. Noch besser wäre, vor dem LTS-Upgrade eine Live-Version mit einem Live-USB-Stick zu erstellen und auszuprobieren. Damit beeinträchtigt man das aktuell installierte Betriebssystem nicht und man kann auch gleich schauen, ob es insbesondere bei älteren Rechnern bereits in der Live-Version Probleme gibt.