Fairphone zurzeit nicht empfohlen, F-PROT bedingt empfohlen, bei APU sollte die neuere Version eingesetzt werden, Kolab Now @bern-mail.ch wird nicht mehr angeboten, why!-Computer werden weiterhin empfohlen.

2017 bis Mitte 2018; Lang-Version

In unregelmässigen Abständen werden Ad-hoc und informell ICT-Produkte diskutiert (Panel), wobei insbesondere qualitativ gute Nischenprodukte interessieren. Es geht darum, fachliche Kenntnisse auszutauschen und diese Interessierten und potenzieller Kunschaft nicht vorzuenthalten. Zur Erinnerung: bei wuergler-it.ch (und anderswo) steht nicht ein möglichst grosser Umsatz (der sowieso nicht möglich ist) im Vordergrund, sondern gute, oft weniger bekannte ICT-Produkte.

Why!-Computer

why!-Geräte werden als reparierbar, langlebig und mit vorinstalliertem Ubuntu-Betriebssystem angepriesen.

Was gelegentlich moniert wird, ist fehlende Basis-Information für den Einstieg in oder Umstieg auf ein neues Betriebssytem - kurz und bündig. Viele Leute werden wohl einfach drauflos arbeiten und das funktioniert meistens. Aber jedes Betriebssystem hat Eigenheiten. Linux hat deutliche Vorteile etwa gegenüber Windows, die nicht auf Anhieb ersichtlich sind. Daher verkehrt sich der Vorteil in der Wahrnehmung eventuell sogar in einen Nachteil. Ein Beispiel ist die für Linux seit jeher selbstverständliche Programmverwaltung mit eingebundenen Paketquellen (Repositories). Dass man, besonders als Anfänger, Programme immer via Software Centre bzw. Programmverwaltung aus den (möglichst offiziellen) Paketquellen installiert, ist ein immenser Vorteil (Sicherheit, Zuverlässigkeit, minimale Prüfung, Updates uwm.), den man nicht einfach so sieht. Ähnliches ist man sich erst mit den im Prinzip ähnlichen App-Stores der ebenfalls unixoiden Android- oder IOS-Kleincomputer bzw. “Smart Phones” gewohnt.

Natürlich gibt es zahlreiche und überbordende Einführungen und Anleitungen zu Linux, viele davon zu Ubuntu. Eine erste Übersicht und eine knappe, aber gute Einführung ist schwieriger zu finden. Seit einiger Zeit sind unsere Informationsblätter verfügbar. Ob sie jemand vor dem ersten Gebrauch eines why!- oder anderen Gerätes mit Linux liest, wissen wir nicht. Der Text ist gewachsen und etwas schwerfällig geworden. Die beiden Blätter wurden zuletzt vor einem Jahr überarbeitet. Anregungen willkommen!

Empfehlung why!-Computer: Die Geräte sind unserer Beobachtung nach deutlich besser geworden. Sie sind wahrscheinlich so ausgelegt, dass sie 10 Jahre halten könnten, was man aber erst Mitte 2020er Jahre wird sagen können. Da Prozessoren und andere Bauteile bisher rasch schneller wurden, fragt sich natürlich bei jedem Computer, wie es sich nach 5 oder 10 Jahren anfühlen wird, damit zu arbeiten. Fast ironischerweise verbessert sich die Nachhaltigkeit von Geräten, die beim Kauf technisch möglichst auf dem neusten Stand sind. Eine gelegentlich monierte, fehlende Basis-Info für den Betriebssystem-Umstieg, die über Wenn-dann-wie-was hinaus geht, hat nur bedingt mit why!-Computern zu tun; eine Verbesserung der Informationsblätter wäre ein Anfang.

Kolab Now @bern-mail.ch nicht mehr angeboten

Kolab Now hat sich, zumindest unter Interessierten, einen Namen gemacht als Schweizer Mail- und Kommunikationswerkzeug-Anbieter, der zu einem relativ geringen Preis erhöhte Sicherheit, Zuverlässigkeit und Persönlichkeitsschutz (Datenschutz, Schutz Privatshäre) verspricht. Die Palette des Kolab-Groupware-Pakets ist webbasiert oder im frei wählbaren, den Nutzern bekannten Programm (Client) bedienbar: Mail, Kalender, Planung, Adressverwaltung, Datenspeicher, Synchronisation mit Geräten. Dabei ist auch eine im Browser bedienbare Office-Suite (“Online Office Suite”) mit Speicherplatz, so dass eigentlich nicht zusätzlich irgendwelche kostenpflichtigen “365”-Angebote nötig wären (mit womöglich nicht offensichtlichen Datensammlerei-Absichten).

Kolab Now @bern-mail.ch, also ein Reselling-Angebot, das dem Kunden eine bern-mail.ch-Mail-Adresse oder eine solche mit individuell wählbarer Domain erlaubt hätte, wird nicht weitergeführt. Die voll funktionsfähige Demo hat am Anfang einige Interessierte angezogen. Seit 2016 wurde das von Kolab Now angebotene Reselling zwar mit der Firma Kolab Now diskutiert, aber diese konnte/wollte schon 2016 nicht konkret werden. Offenbar fehlte das Interesse (was grundsätzlich in Ordnung wäre). Wir haben allerdings auch nicht aktiv nachgehakt; wie gesagt, Verkauf per se ist nicht Priorität, es muss auch wirklich funktionieren. Zwar fragte der Support (nachdem wir noch einmal einen Anstoss gegeben hatten) im Januar 2018 nach, ob jetzt eine Antwort gekommen sei (nein); anschliessend: “let me follow up and get back to you as soon as possible”. Danach bis heute immer noch Stille. Man könnte sagen, was solls, typisch Startup (siehe auch Fairphone): Gute Idee, hier technisch sogar gute Produkte, schlecht in Admin und Management und in der Ausnahmebehandlung (“Exception Handling” …). Beispiel Zahlung an Kolab Now: Eine Gutschrift bei Banküberweisungen erfolgt bekanntlich seit Jahren am gleichen Tag. Kunden könnte jedoch eine langsame, hinausgezögerte administrative Verarbeitung beim Zahlungsempfänger egal sein. Pikant: Kolab Now sperrte das pünktlich bezahlte Konto aber nicht nach der internen, offenbar stark verzögerten Verarbeitungsfrist, sondern innerhalb. Offensichtlich wurde also das Konto gesperrt, ohne dass die Zahlung intern überhaupt hätte verarbeitet werden können. Das alleine ist für Kunden inakzeptabel, kann halt passieren geht hier nicht. Kolab Now behauptet einen viel späteren Zahlungseingang und hält daran fest, obschon das nachweislich falsch ist. Das fördert nicht eben Vertrauen in die administrativen Prozesse.

Empfehlung Kolab Now: Weiterhin empfehlenswert, in vielerlei Hinsicht sogar sehr. Insbesondere sollte für die direkte Kundschaft alles meistens problemlos funktionieren, notwendige Ausnahmebehandlungen vielleicht nicht. Kolab Now @bern-mail.ch kann zumindest vorläufig nicht angeboten werden, da das Risiko für Kunden zu gross wäre bzw. nicht abgeschätzt werden kann, ob Kolab Now die administrativen Basics im Griff hat - danach sieht es nicht aus. Da Kolab Now nicht antwortet, kann ausser der falschen Behauptung (die tatsächlich nicht vertrauensfördernd ist) die Sicht des Anbieters nicht mitberücksichtigt werden.

APU: neuere Version empfohlen

Die kleinen, stromsparenden APU von PC Engines, Glattbrugg, können gemäss Herstellerangaben für Router, Firewalls, VoIP, dedizierte Server und vieles mehr eingesetzt werden.

Sofern auf dem Gerät eine Firewall installiert werden soll oder eine Applikation, die AES-NI erfordert, ist die neuere Version APU2 (oder eventuell APUx) mit AES-NI-Unterstützung empfehlenswert. Bei pfSense als Beispiel ist ab kommender Version 2.5 AES-NI-Unterstützung Voraussetzung. APU2 kann im Shop ausgewählt werden und wurde jetzt nach oben gesetzt und als Standard APU.4B4 mit vier (statt 3) Intel GigE LAN-Interfaces versehen, das bei einem viel tieferen Preis als APU1.

Empfehlung APU: Aus unserer Sicht sehr gute Geräte, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, leise (keine aktive Kühlung) und stromsparend. Je nach Einsatzgebiet auf APU-Versionen mit AES-NI-Unterstützung achten.

F-PROT bedingt empfohlen

Die relativ kleine, isländische Firma FRISK Software International war Herstellerin des einst legendären F-PROT. Nach Übernahmen durch Commtouch und CYREN ist ein Teil der Produkte weiterhin bei CYREN erhältlich. Seit vielen Jahren sind wir Reseller von F-PROT. CYREN selber bezeichnet F-PROT (informell) als Legacy-Produkte. Es sieht nicht so aus, als würden diese noch weiterentwickelt. Bei einigen Anwendungen eines schlanken CLI-Scanners, beispielsweise auf Mail-Servern, kann F-PROT sinnvoll eingesetzt werden.

Allgemein sollte man sich als End-User sowieso nie auf einen Virenscanner verlassen, sondern die häufig wiederholten, umfassenderen Empfehlungen, etwa von wiki.ubuntuusers.de, von MELANI vom NCSC oder von Fachpersonen zu befolgen.

Für Linux gibt es eine nur als CLI, also im Terminal bedienbare Version. Man kann auch ClamTK installieren. Bewusst sein sollte man sich, dass ein Virenschutz auf unixoiden Betriebssystemen wie Mac, Linux, BSD & Co. seit jeher umstritten ist. Ferner wird die Wirksamkeit von Virenschutz-Programmen selber seit langem auch in der Forschung diskutiert, wie etwa ein Text aus populären Medien beschreibt. Wahrscheinlich sind ClamAV und F-PROT etwas weniger von der Kritik betroffen, weil sie sehr schlank und spezifisch funktionieren und nicht als grosse Suite, die alles will (aber vielleicht nicht immer kann).

F-PROT war wohl einer der ersten Virenscanner mit einer heuristischen Analyse und Erkennung. Heute ist F-PROT zwar immer noch schlank und relativ günstig, sollte indes nicht mehr zu den Top-Produkten gezählt werden. Andere Kommentatoren sind da wohl noch sehr viel strenger, insbesondere wegen der fehlenden Weiterentwicklung.

Empfehlung F-PROT: Legacy-Produkt, aus unserer Sicht schon deswegen bedingt empfehlenswert, evtl. in Kombination einsetzen, ideal wenn wenig (Hardware-) Ressourcen zur Verfügung stehen oder bei alten Geräten und Betriebssystemen; preislich günstig.

Fairphone zurzeit nicht empfohlen

Fairphone (FP) ist ein bemerkenswertes und gut gemeintes Mobil-Telefon oder “Smart Phone”, das allein schon wegen seiner modularen Bauweise technikaffine Leute begeistern kann.

Offenbar hat die niederländische Firma auch zahlreiche Probleme, die womöglich im Bereich des Normalen für Startups liegen. Einige Kunden sehen das weniger nett. Wie repräsentativ welche Aussagen sind, lässt sich schwer sagen. Wenn aber bei potenziellen Kunden sinngemäss zu vernehmen ist, “why! verkauft auch Fairphones und wuergler-it.ch verkauft auch why! - muss somit angenommen werden, dass why!-Computer ebenso schlecht sind wie das Fairphone?”, dann sollte aus Reputationsgründen wenigstens vorläufig auf eine Empfehlung verzichtet werden. Fairphone-Besitzer (die ihr Gerät nicht unbedingt bei why! gekauft haben) berichten, bei nicht eben wenigen, technischen Problemen seien die Antwortzeiten sehr lange. Das sei inakzeptabel, da, man muss es kaum erwähnen, diese Kleincomputer heute als unentbehrlich angesehen werden. why! open computing SA sagt dazu, dass Verbesserungen in Sicht seien. Beispielsweise habe es ein Software-Update gegeben, das einen häufigen Boot-Loop, ein ungewolltes Neustarten, beheben sollte. Hardwareseitig seien fehlerhafte Kontakte bei einer Lieferung im letzten Herbst ebenfalls behoben. why! weist insbesondere darauf hin, dass die Firma in Prilly, VD, jetzt offziell selber und rasch Reparaturen auf Garantie vornehmen könne.

Allerdings regt sich das Panel auch über das “völlig unprofessionelle Verhalten und Geschäftsgebahren” auf. Die sachlich und ohne Wertung vorgetragene Geschichte war einigen schon per Mail bekannt geworden: eine Anfrage an Fairphone zu potenziellem Reselling blieb, ebenso wie oben erwähnt für Kunden, unbeantwortet und wäre es wohl geblieben. Das empfinden alle als befremdlich und äusserst ungewöhnlich, da es hier um Sympathie, Verbreitung und Verkäufe gehe. Nach einer erneuten Nachfrage einen Monat später kam dann eine unverständliche Antwort, u. a. mit der Begründung, es seien “momentan alle Händlerkapazitäten ausgeschöpft”. Natürlich darf jede Firma ihr Produkt verkaufen, wem sie will (aber “Händlerkapazitäten ausgeschöpft”?). Das hat bei den Beraterinnen und Produktekennern, die schon selber von den Problemen wussten, die Sympathie verspielt. Die Reaktion: “Dass niemand Interesse an der FP-Idee haben soll, kann man kaum deutlicher vermitteln”. Eine Person von Fairphone rief aber sogar an und “beschimpfte zuerst den interessierten Kunden und Sympathieträger”. Diese Wertung wurde in der Analyse nicht vorgebracht, aber vom gesamten Panel so interpretiert. Die Emotionen noch mehr hochgehen liess der an Dritte (dass soll nicht etwa ein Witz sein) deponierte Hinweis, man solle doch bei uns, also auf wuergler-it.ch, xy auf der entsprechenden Webseite anpassen. Alle fanden, das sei nun doch unverschämt, besonders nach dem erwähnten Telefonat. Die juristische Fachperson meinte allerdings nüchtern, das könne man schon wünschen (wenn auch nicht unbedingt mehr als das). Diskutabel sei hier der fehlende “geschäftsübliche Anstand” und dass nicht direkt Kontakt aufgenommen wurde, insbesondere mit dem erwähnten Vorlauf. Eventuell solle Fairphone vor allem international wettbewerbsrechtlich vorsichtig sein. Jedoch sei die Firma wohl viel zu klein, um Interesse zu wecken. Auch ein Streisand-Effekt sei eher unwahrscheinlich, ausser die Firma benehme sich noch unprofessioneller.

Der Geschäftsleiter musste in allen beschriebenen Fällen (es wären einige mehr) beschwichtigen: Das sei - siehe Fazit - für Kunden, Interessierte und Sympathisanten wohl schade, wenn auch nicht ungewöhnlich.

Fazit: Fairphone hat wie viele andere Startups ein (theoretisch) gutes Produkt, kämpft mit technischen Problemen und hat wohl ein miserables, wenig mit Geschäftsgepflogenheiten vertrautes Management mit einer Belehrungs-Attitüde (Zitat: “wir die Guten, ihr die Ahnungslosen”). Einige Startups gehen deswegen zugrunde. Fairphone dürfte jedoch gar nicht Schaden nehmen. Das Potential an interessierten Neukunden könnte grösser sein als die bisherigen Kunden, die nie mehr ein Fairphone empfehlen oder kaufen würden. Sollte sich Fairphone in allen Belangen verbessern, wie es why! suggeriert, dann könnte sich die Idee in einer Nische tatsächlich behaupten. Eine Stellungnahme von FP ist nicht verfügbar, da die Firma wie erwähnt nicht antwortet oder sich lieber über Dritte äussert.

Empfehlung Fairphone: zurzeit kann keine Empfehlung abgegeben werden. Eventuell ist es sinnvoll, abzuwarten und sich direkt bei möglichst vielen Besitzern gut zu informieren. Alternativen gibt es bekanntlich schon länger.