Was tun, wenn Videos ab DVD nicht auf Anhieb abgespielt werden können?

Niveau: Einsteiger

Bei kommerziellen Videos auf DVD kann es passieren, dass sie sich mit dem internen oder einem externen (separaten) DVD-Player nicht abspielen lassen. Ubuntu und andere Distributionen dürfen (in einigen Ländern) die benötigten Programme nicht vorinstallieren. Deshalb müssen wir das händisch nachholen.

«Warum werden ehrliche DVD-Käufer schikaniert?»

Die Antwort auf diese häufige Kundenfrage ist nicht ganz einfach. Zunächst lassen sich DVD, CD oder BlueRay problemlos selber brennen und wieder abspielen, auf Ubuntu und andern Betriebssystemen. Im Gesamtzusammenhang der Musik- und Filmindustrie, die sich offenbar bedrängt fühlt, liegt vermutlich der Gedanke nahe, “man müsse jetzt endlich etwas tun”. Dass die Industrie dadurch ihre verbleibenden, treusten CD-/DVD-Kunden trifft, sich aber das illegale Kopieren nicht verhindern lässt, nimmt sie wohl in Kauf, wie Kommentatoren seit langem berichten - auch auf ubuntuusers.de. Aber das ist hier nicht das eigentliche Thema.

Fazit und Empfehlung vorweg:

  • Wenn Videos mit dem Standard-Player Videos (Totem) nicht abgespielt werden können und wer nichts potenziell Unnötiges installieren will, probiert zuerst nachfolgend beschriebene Variante 1 aus. Falls es immer noch nicht klappt, weiterfahren mit Variante 2, dann ggf. Variante 4.
  • Wer alles in einem Aufwisch mit dem Terminal installieren möchte, wählt nur Variante 4.
  • Variante 3 sollte nur ab der Ubuntu-Version 18.04 (Bionic) erwogen werden und nur, falls nebst dem hier besprochenen DVD-Abspielen auch noch Schriften und ein .rar-Entpacker installiert werden sollen. Für verschlüsselte DVDs ist zusätzlich Variante 1 notwendig.

Standard-Videoplayer auf Ubuntu: Totem

Der vorinstallierte Videoplayer Videos, auch als Totem bekannt, basiert auf dem GStreamer-Multimedia-Framework. Das muss man nicht unbedingt wissen. Aber gemäss ubuntuusers.de, dem bekannten deutschsprachigen Ubuntu-Anleitungsportal, sollten GStreamer-basierte Anwendungen eigentlich selbständig erkennen, welche Codecs zum Abspielen fehlen und diese zur automatischen Installation anbieten. Allerdings wird unter dem Abschnitt Filme im Artikel Kopierschutz darauf hingewiesen, dass es weitere Hindernisse geben kann.

Funktioniert das Abspielen mit Videos (Totem) nicht, findet man fast immer eine der folgenden Tipps, die hier erläutert werden:

Variante 1: libdvd-pkg installieren

libdvd-pkg ist ein Paket, das die Programmbibliothek libdvdcss2 (“virtuelles Paket”) installiert, welche mit Content Scramble System (CSS) verschlüsselte DVDs entschlüsseln soll und damit das Abspielen ermöglicht. Diese installieren wir

entweder

über das Terminal - das sollte auch für Einsteiger gehen: Das Terminal selber wird mit der Tasenkombination Ctrl+Alt+T aufgerufen. Oder (wie jeder Aufruf eines Programmes, denn das Terminal ist auch eine Anwendung) mit dem Anwendungsstarter (Alt+F2) nach Terminal suchen und anklicken. Das Terminal, meist ein einfaches Fenster mit dunklem Hintergrund, hat eine Befehlszeile, wo die folgenden zwei Eingaben nacheinander gemacht und je mit der Enter-Taste abgeschlossen werden:

sudo apt-get install libdvd-pkg

sudo dpkg-reconfigure libdvd-pkg

Diese Installationsbefehle benötigen Administratoren-Rechte, weshalb sudo vorangestellt wurde. Im Terminal wird nach dem Passwort gefragt. Info zu dpkg-reconfigure.

Tipp: Statt abzutippen werden die Befehle je separat kopiert und im Terminal mittels Menüpunkt Bearbeiten eingefügt.

oder

Dialog Software installieren einfacher - leider nur scheinbar - mit Klick auf apt:libdvd-pkg, was den Browser zum Aufruf der AptURL bewegen sollte. Danach kann die Nachfrage, ob die Software installiert werden soll, mit Klick auf installieren bestätigt werden. Vorher kann das Paket verifiziert werden: der Paketname wird angezeigt und mit Klick auf Beschreibung werden kurze Programmdetails angezeigt. Dann sind auch hier Administratoren-Rechte nötig, weshalb das Passwort erfragt wird. Bild: Bestätigungsdialog nach Klick auf apt:libdvd-pkg (hier: engl. Ubuntu).

Das ist nur wenig einfacher, denn danach ist immer noch der oben erwähnte zweite Befehl sudo dpkg-reconfigure libdvd-pkg nötig.

Variante 2: VLC Media Player installieren

VLC ist ein bekannter und beliebter Multimedia-Player und Streamer, der fast alle Mediendateien, Video- und Audio-CD, -DVD oder BlueRay-Disks unterstützt. Ausführliche Infos und Tipps führt beispielsweise wiki.ubuntuusers.de/VLC auf. Wie ubuntuusers.de schreibt, werden viele benötigten Codecs mitinstalliert. Häufig ist deshalb keine separate Nachinstallation notwendig, aber möglich - auch zahlreiche nützliche Plugins können nachinstalliert werden (vgl. Artikel).

Dabei sollte darauf geachtet werden, VLC ganz normal mit der Softwareverwaltung (Ubuntu Software bzw. Software Centre) zu installieren und nicht zuerst Paketquellen von VLC (videoloan.org) hinzuzufügen, wie gelegentlich empfohlen wird. Das kann zu Problemen führen, die Einsteiger vor unnötige Herausforderungen stellt.

Variante 3: ubuntu-restricted-extras installieren - mit Nachteilen

Gelegentlich wird empfohlen, ubuntu-restricted-extras zu installieren. Dieses Metapaket enthält:

  • häufig verwendete Multimediacodecs
  • Bis Ubuntu-Version 16.04: Adobe Flash Browser-Plugin (Vorsicht: Sicherheitsrisiko)
  • Microsoft Windows Schriften
  • unrar, ein Entpacker ähnlich wie unzip für .zip-Dateien, aber für .rar-Dateien (unfreie Version)

Die Pakete-Details sind im ubuntuusers.de-Artikel aufgeführt.

Das gut gemeinte Metapaket hat Nachteile:

  • Als Metapaket installiert es zwar häufig verwendete Pakete. Das kann praktisch sein, aber vielleicht sind nicht alle enthaltenen Pakete gewünscht. In unserem Fall haben Flash, Schriften und unrar keinen Zusammenhang zum DVD-Problem (und sind nötigenfalsl auch separat installierbar).
  • Bis vor kurzem war das Adobe Flash Browser-Plugin enthalten. Das wäre aus Sicherheitsgründen ein Grund, das Metapaket nicht zu installieren. Oder um­ge­kehrt: Wenn eine Website heute noch Flash einsetzt, dann haben deren Betreiber wohl etwas verpasst.
  • Details für Interessierte: Flash wurde zwar inzwischen aus dem Metapaket ubuntu-restricted-extras entfernt, ist jedoch bis Ubuntu 16.04 noch enthalten. Das Metapaket ubuntu-restricted-extras “empfiehlt” Codecs/Werkzeuge, MS-Schriften (ttf-mscorefonts) und unrar (Ubuntu 18.04, Bionic). Für nicht fortgeschrittene User ist es schwierig, dieser “Empfehlung” nicht zu folgen. Ferner ist es abhängig von ubuntu-restricted-addons, das heisst, dieses ist erforderlich und wird mitinstalliert. Dort drin sind weitere Codecs und GStreamer-Werkzeuge enthalten (Ubuntu 18.04, Bionic).

Zu beachten: Ohne Variante 1 ist man allein mit ubuntu-restricted-extras noch nicht in der Lage, verschlüsselte DVDs abzuspielen.

Variante 4: alles in einem Aufwisch installieren mit dem Terminal

Einem Kunden, der einen why! N131 und dazu einen externen DVD-Brenner-Spieler gekauft hat, konnte mit diesem Tipp vom why!-Chef geholfen werden:

Terminal mit der Tasenkombination Ctrl+Alt+T aufrufen oder mit dem Anwendungsstarter (Alt+F2) nach Terminal suchen und anklicken (wie bei Variante 1 oben).

Die folgenden zwei Befehle nacheinander je mit der Enter-Taste abschliessen (kopieren und im Terminal beim Menüpunkt Bearbeiten einfügen):

sudo apt-get install libdvdnav4 libdvdread4 gstreamer1.0-plugins-bad gstreamer1.0-plugins-ugly libdvd-pkg

sudo dpkg-reconfigure libdvd-pkg

Was wird hier installiert? Zusätzlich zu Variante 1 und Variante 3 (ohne nicht relevante Flash-, Schriften- und Entpacker-Pakete) werden libdvdnav4, libdvdread4 und gstreamer1.0-plugins-bad installiert.

Das ist die empfohlene Variante aus der offiziellen Ubuntu-Dokumentation (englisch), Abschnitt Use alternative decryption software.

Nach anderen Angaben genügt Variante 1 oben (z. B. englisch: Ubuntu Community Help Wiki, Abschnitt Installing libdvdcss. Beispiel deutsch: wiki.ubuntuusers.de, Abschnitt Libdvdcss).

Was tun? Das Fazit und die Empfehlung wurde am Anfang dieses Artikels angefügt. Wer seine Erfahrungen oder weitere Erläuterungen anbringen möchte, bitte gerne einfach rasch per Mail melden!